Der Mariannenplatz ist ein großer, parkähnlicher Platz am nördlichen Rand des Bezirks Kreuzberg. Die bekannteste Adresse am Platz dürfte das ‚Künstlerhaus Bethanien’ sein, ein ehemaliges Krankenhaus, später besetztes Haus, das heute viele soziale und kulturelle Projekte beherbergt.
In jüngster Zeit war der Mariannenplatz bekannt geworden durch die heftigen Mai-Krawalle. Diese sind inzwischen aber zurückgedrängt worden durch ein gigantisches Familienfest (das ‚Myfest’), das von Gruppen und Initiativen der Umgebung organisiert wird.
Die Gewalt in diesem Gebiet hat allerdings eine lange Geschichte - alles geht zurück auf die Märzrevolution von 1848, als einige Arbeiter erschossen wurden während eines Protestes. Von 1961 bis 1989 lag der Mariannenplatz direkt an der Berliner Mauer.
Es ist also immer ein Platz gewesen, an dem sich starke Konflikte manifestiert haben.
Zum Glück hat aber der positive Geist gewonnen! :)
Am Mariannenplatz fand 1971 die erste (erfolgreiche) Berliner Hausbesetzung statt.
In dieser Doku über das Georg-von-Rauch-Haus wird gut verdeutlicht, wie damit ein Grundstein gelegt wurde für eine neue Epoche, ein neues Selbstbild und Selbstbewusstsein der Jugend in Berlin und im ganzen Land.
Die hier entstandene Bewegung hatte sogar Einfluss auf die Jugend in der DDR, obwohl die eingesperrt hinter einer Betonmauer saß. Spätestens jedoch nach der Wende hat die Hausbesetzer*innenszene das Gesicht und die Kultur der wiedervereinten Stadt dann maßgeblich mitgeprägt und Berlin zu dem gemacht, was es heute ist!
Die ‚widerspenstige’ Attitüde, die vom Mariannenplatz auszugehen scheint, hat ihre Ursprünge jedoch möglicherweise viel früher in der Geschichte. Der Platz wurde nach der Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau benannt, die als Frau zu ihrer Zeit schon selbstbewusst genug war, ihren untreuen Prinzengemahl zu verlassen und mit ihrem Kutscher durchzubrennen! Für diesen Schlag ins männerdominiert preußische Gesicht wurde sie aus ihrem Heimatland verbannt.
Daraufhin kaufte sie ein Schloss, machte es zum Kulturzentrum und nahm regionale Künstler*innen bei sich auf und unterstütze sie. So war sie 100 Jahre vor der ersten Hausbesetzung schon von ähnlichem Geist inspiriert! :)
Der Mariannenplatz hat eine turbulente und sympathische Geschichte. Welche Geschichte hast DU dort erlebt?