Der Mariannenplatz war blau, soviel Bullen waren da, und Mensch Meier mußte heulen, das war wohl das Tränengas. Und er fragt irgendeinen: "Sag mal, ist hier heut 'n Fest?" - "Sowas ähnliches", sacht einer "das Bethanien wird besetzt."

'Rauch-Haus-Song' von Ton Steine Scherben, 1972

Der Mar­i­an­nen­platz ist ein großer, parkähn­licher Platz am nördlichen Rand des Bezirks Kreuzberg. Die bekan­nteste Adresse am Platz dürfte das ‚Kün­stler­haus Bethanien’ sein, ein ehe­ma­liges Kranken­haus, später beset­ztes Haus, das heute viele soziale und kul­turelle Pro­jekte beherbergt.

In jüng­ster Zeit war der Mar­i­an­nen­platz bekannt gewor­den durch die hefti­gen Mai-Krawalle. Diese sind inzwis­chen aber zurückge­drängt worden durch ein gigan­tis­ches Fam­i­lien­fest (das ‚Myfest’), das von Grup­pen und Ini­tia­tiven der Umge­bung organ­isiert wird.
Die Gewalt in diesem Gebiet hat allerd­ings eine lange Geschichte - alles geht zurück auf die Märzrev­o­lu­tion von 1848, als einige Arbeiter erschossen wurden während eines Protestes. Von 1961 bis 1989 lag der Mar­i­an­nen­platz direkt an der Berliner Mauer.
Es ist also immer ein Platz gewe­sen, an dem sich starke Kon­flikte man­i­festiert haben.

Mai-Krawalle in Berlin
Mai-Krawalle in Berlin
Mauer am Bethaniendamm
Schießerei auf dem Köpenicker Feld 1848

Zum Glück hat aber der pos­i­tive Geist gewonnen! :)

Am Mar­i­an­nen­platz fand 1971 die erste (erfol­gre­iche) Berliner Haus­be­set­zung statt.

In dieser Doku über das Georg-von-Rauch-Haus wird gut verdeut­licht, wie damit ein Grund­stein gelegt wurde für eine neue Epoche, ein neues Selb­st­bild und Selb­st­be­wusst­sein der Jugend in Berlin und im ganzen Land.

Die hier ent­standene Bewe­gung hatte sogar Ein­fluss auf die Jugend in der DDR, obwohl die einges­perrt hinter einer Beton­mauer saß. Spätestens jedoch nach der Wende hat die Hausbesetzer*innenszene das Gesicht und die Kultur der wiedervere­in­ten Stadt dann maßge­blich mit­geprägt und Berlin zu dem gemacht, was es heute ist!

Princess Marianne of the Netherlands, Princess of Orange-Nassau
Prinzessin Mar­i­anne von Oranien-Nassau

Die ‚wider­spen­stige’ Attitüde, die vom Mar­i­an­nen­platz auszuge­hen scheint, hat ihre Ursprünge jedoch möglicher­weise viel früher in der Geschichte. Der Platz wurde nach der Prinzessin Mar­i­anne von Oranien-Nassau benannt, die als Frau zu ihrer Zeit schon selb­st­be­wusst genug war, ihren untreuen Prinzengemahl zu ver­lassen und mit ihrem Kutscher durchzubren­nen! Für diesen Schlag ins män­ner­do­miniert preußis­che Gesicht wurde sie aus ihrem Heimat­land ver­bannt.
Daraufhin kaufte sie ein Schloss, machte es zum Kul­turzen­trum und nahm regionale Künstler*innen bei sich auf und unter­stütze sie. So war sie 100 Jahre vor der ersten Haus­be­set­zung schon von ähn­lichem Geist inspiriert! :)

Der Mar­i­an­nen­platz hat eine tur­bu­lente und sym­pa­this­che Geschichte. Welche Geschichte hast DU dort erlebt?

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